Archiv 2014

REDWEIK

Redweik – Deutsche Texte, internationaler Sound

Andere Liebeslieder
„80 Prozent unserer Lieder haben mit Liebe zu tun, sind aber keine gängigen Liebeslieder“, geht Robert Redweik gleich ans Eingemachte. Er spielt Gitarre und ist zudem Sänger von Redweik, der Münchner Band, die seinen Namen trägt. Die Truppe gibt es seit sechs Jahren. Nach einigen Umbesetzungen haben sich genau die Musiker gefunden, die das Gaspedal bis zum Anschlag durchtreten. Und für ihre Musik brennen. Einer Musik, die vom Klang her international aufgestellt ist, deren Texte jedoch Deutsch bleiben. So versammeln sich um Robert Redweik nun Christoph Werner an der Gitarre, Tom Rohloff am Bass und Severin Gasteiger am Schlagzeug.

Effizienz der Vielfalt
„Ich bin derjenige, der die Stückideen anschleppt und die Texte schreibt“, erklärt Robert Redweik. Eine große Gabe, die er auch über die Musik hinaus pflegt und dabei wegweisende Ideen auf den Tisch legt. Etwa in seiner Dissertation „Organisation und Erfolg von Business Angel-Netzwerken“: darin beschäftigt er sich mit Gestaltungsmöglichkeiten zur effizienten Zusammenführung von Privatinvestoren und Start-ups. Am Entrepreneurship Center der Ludwig-Maximilians-Universität hilft er Entrepreneuren - jungen Unternehmern mit innovativen Ideen - bei der Umsetzung ihrer Visionen. Unter anderem auch im Rahmen einer illustren Runde erfolgreicher Unternehmensgründer (Cortal Consors, GMX etc.), die Robert Redweik zu dem Privatinvestorenkreis "MunichAngels" zusammengeführt hat. An der LMU hält er zudem Vorlesungen zum Thema "Business Planning". Und was hat das Ganze jetzt mit Robert Redweiks Musik und seiner Band zu tun? Mehr als es auf den ersten Blick scheint. Wer sich analytisch so intensiv mit Effizienz, mit Risiko und auch Erfolg auseinandersetzt, bleibt vielfältig und sieht Chancen. Robert Redweik verfügt über eine besondere Geisteshaltung, die ihm hilft, unterschiedlichste Sachen miteinander zu verbinden. So werden Musik, die Arbeit in der Uni und in der Gründungslandschaft nicht zu widerstreitenden Faktoren. „Sie ergänzen sich sogar“, erklärt der Sänger und Gitarrist, „es geht um ähnliche Prozesse und stets um kreative Überlegungen. Ich kann das Eine tun und muss das Andere nicht lassen.“ Effizienz in Bezug auf Erfolg heißt aber nicht, Erfolg um jeden Preis und sofort. „Man muss sich in der Musik genauso frei machen vom Gedanken, das schnelle Geld zu machen, wie bei einer Unternehmensgründung“, fährt Robert Redweik fort, „Effizienz bedeutet, sich Zeit zu nehmen, die richtigen Partner zu finden. Für uns als Band war die Wahl unseres Partnerumfeldes genau so von zentraler Bedeutung wie der kreative Prozess an sich.“

Das Ganze ist mehr, als die Summe seiner Teile
Redweik ist jedoch durch und durch eine echte Band. Eine, bei dem das Ganze mehr ist, als die Summe seiner Teile. Das ist auf dem Debütalbum „Keine Liebe“ von der ersten Note an zu hören. Die Band gibt den musikalischen Ideen und der charismatischen Stimme ihres Sängers den dafür nötigen Raum. Und schafft dabei einen Klangkosmos, der so in Deutschland bisher nicht zu hören war. Um deutschsprachigen Liedern diese Internationalität zu verleihen, werden auch entsprechende Künstler zum Arbeitsduell gefordert, etwa Midge Ure von Ultravox. „Oft sind es die kleinen Dinge, die bei einer solchen Zusammenarbeit ein Stück ganz weit nach vorn katapultieren. Ein unerwartetes Wort etwa, eine coole Melodiewendung“, blickt Robert Redweik auf diese Begegnung
zurück, „aber es ist auch verrückt, mit einem Engländer an einem Stück mit deutschen Text zu schreiben.“ Das angesprochene Lied heißt „Maschine“ und weist eine ungemein dichte Webung von explosiver Ruhe und kontemplativer Leidenschaft auf. Alles ist an seinem Platz. Unverrückbar. Nicht zu viel. Nicht zu wenig. „Schließlich ist ein Popsong dann gut, wenn du nichts mehr weglassen kannst“, wirft Christoph Werner ein. Wenn dem großen internationalen Schrauben an der Musik schon die ganze Zeit erfolgreich das Wort geredet wird, dann ist es unabdingbar, dass bei der Produktion und dem Mix der Scheibe damit nicht Halt gemacht wird. So müssen sich die Produzenten für solch eine Aufgabe mit der Band blind verstehen. Robin Karow und Kilian Reischl vom Münchner Tweed-Studio erweisen sich -genau so wie Co-Produzent Olaf Opal (Juli, Madsen, Sportfreunde Stiller)- unüberhörbar als die Richtigen. Jetzt muss diese opulente Klangvorlage nur noch formvollendet gemischt werden. „Da sich die Musik von Coldplay einer Klangrichtung bedient, in die wir auch denken, haben wir deren Mischer Michael Brauer einfach mal gefragt, ob er sich mit unseren Liedern anfreunden kann“, sagt Robert Redweik mit großem Respekt. Er konnte. Ebenso wie Joe Zook, der seine kreativen Finger schon bei One Republic oder Katy Perry im Spiel hatte.

Das Charisma der großen Emotion
Robert Redweik Texte sind eindringliche Porträts, aus Splittern, Skizzen und Slogans, die er dem Leben abgelauscht hat. So hat das Lied „Sammelst du Herzen“ einen alltäglichen Hintergrund. „Ich wurde an der Kasse eines Supermarktes, der Herzen als Rabattmarken verwendet, gefragt ‚Sammeln sie Herzen’“, erinnert sich Robert Redweik, „ein Satz, der sich mir ins Gedächtnis brannte und nur darauf wartete, eine Geschichte anführen zu dürfen.“ Charmante Geschichten sind es, die er erzählt, um damit dem Charisma der großen Emotion zu huldigen. Eins der schönsten Beispiele auf dem Album „Keine Liebe“, dieser hohen Kunst zu frönen, ohne dabei banal zu werden ist das Lied „In Schönheit sterben.“ Robert Redweik reflektiert darin, wie schnell im Leben der Blick für Träume verloren geht. Wie es den Menschen nur noch darum geht zu gefallen, aber lieber nicht aufzufallen. „Ich will nicht in Schönheit sterben“ betont er, „ich will Farbe und keinen diktierten schnöseligen Einheitsbrei.“ Bei ungewöhnlichen Liebesliedern laufen Redweik zur Hochform auf. Beispiele gefällig? Dass Liebe ein seltsames Spiel ist, besingt Connie Francis in ihrem Klassiker. Doch Robert Redweik erzählt in „Keine Liebe“ und in „Hochhaus“ von einem verdammt grausamen Spiel. „Bei Liebe stellt sich manchmal die Frage, ob man sie überhaupt will“, sinniert er, „will man die Liebe nicht bisweilen töten? Sie von einem Hochhaus stürzen? Das Herz ans Bahngleis ketten und warten bis der nächste Zug kommt.“

Aus Klängen ein Haus bauen
„Ich will, dass meine Texte berühren, deshalb sind es auch eigene starke emotionale Momente, die einen Text auslösen, der eine Geschichte erzählt“, reflektiert Robert Redweik. Damit jedoch beides zu haben ist, die emotionale Tiefe des Textes und der zeitlos schöne Klang der Musik und beide nichts an eigener Schlagkraft einbüßen, stellen Redweik in der Komposition genügend Platz zur Verfügung. Lassen Raum. Auch wenn die Musiker dabei die Herausforderung meistern müssen, mal eine Note rechts und die andere links liegen zu lassen. „Aus Klängen will ich ein Haus zu bauen, das die Hörer möblieren können, eine Geschichte anzureißen, die das Publikum für sich zu Ende erzählt“, stellt Robert Redweik nachdrücklich fest. Die Platte „Keine Liebe“ ist gespickt mit magischen Melodiebögen mit Suchtfaktor. Redweik werden damit das bekommen, wonach sie in ihrem Lied „Ich lieb dich sehr“ streben: „Ich will mehr, so viel mehr.“
Franz X.A. Zipperer

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