Archiv 2016
SÖHNE HAMBURGS
1.Album: MOIN,MOIN,MOIN
VÖ-Datum: 02.12.2016
„Moin Moin Moin“ Sie sind zu dritt, was also sollte ihnen schon passieren? Sie sind wie drei Jungs, die gemeinsam ein Baumhaus in schwindelnder Höhe errichtet haben. Wie drei Teenager, die sich in dieselbe Frau verliebten und jetzt um sie pokern. Wie drei Twens, die sich einen Granada goldmetallic mit Vinyldach teilen. Wie drei Fiftysomethings auf dem Blueskonzert, die sich nicht einigen können, wer das nächste Bier ausgibt. Wie drei Männer eben, die viele Leidenschaften teilen, vor allem aber diese eine: Musik. Der eine singt vor allem, der zweite spielt zumeist Klavier und Nummer 3 macht ziemlich viel zugleich.
Wenn Stefan Gwildis, Joja Wendt und Rolf Claussen, wenn also die Söhne Hamburgs an einem Tisch sitzen, dann nimmt der Ballwechsel rasante Formen an. Die Drei verbindet eine lange, gemeinsame Geschichte, da reicht manchmal ein einziges Wort, um einen Schlagabtausch der Erinnerungen auszulösen. Gerade jetzt allerdings tut es oft und ausnahmsweise auch mal das Kurzzeitgedächtnis. Denn im Moment reden die Söhne Hamburgs am liebsten über ihr erstes Studioalbum „Moin Moin Moin“.
Das klingt beim ersten Hören manchmal so, als seien hier gleich mehrere Bands vertreten. Vielleicht ist man auch nur solche Vielfalt nicht mehr gewöhnt. Es ließe sich eventuell noch eine gewisse Nähe zum Leben in Norddeutschland konstatieren, trifft’s aber auch nicht so ganz. Seit wann ist Deutschlands Norden für Südstaaten-‐Soul, für Blues, für Salsa oder die herzzerreißende Ballade bekannt? Ach was, letztgenannte ist eine Persiflage? Auf die noch etwas bekannteren Söhne einer anderen Stadt? Stimmt, wenn man genau zuhört und diese anderen Söhne auch kennt, dann ist das so. „Wir haben den Namen der Söhne Mannheims als Flanke gesehen“, sagt Stefan Gwildis, „und rufen, nachdem wir die Antwort aus Hamburg geben, auch alle anderen Städte auf, sich eine Antwort zu überlegen.“ Und wären das die Töchter Hannovers. Auch gut.
Und weil die Vielfalt Programm ist für die Söhne Hamburgs, klingt „Moin Moin Moin“ auch von Song zu Song immer wieder neu, anders und überraschend. „Das Entscheidende ist unser Versuch“, sagt Rolf Claussen, „all das zu verbinden was uns am Herzen liegt bis es den Leuten irgendwann nicht mehr wichtig ist ob das jetzt gerade eine Parodie ist oder einfach nur ein schönes Lied. Im Zentrum steht unser Spaß, weshalb wir auch total unterschiedliche Stile aneinander nageln können, weil sie alle zu uns gehören.“ Das Tolle sei, sagt Joja Wendt, „wir drei funktionieren auf eine Art, die uns kaum jemand zugetraut hätte und die auch wir erst entdecken mussten. Stefan kann Schlagzeug spielen, was kaum einer wusste, Rolf spielt Bass, was euch Vielen neu sein dürfte, und ich singe notfalls sogar, was bei einem Solo- Klavierkonzert nie passiert.“
Irgendwann werfen sie sich dann die Bälle zu, wie offenbar auch auf ihrem Album. „Wir wildern ja in allen Genres“, sagt Gwildis, „und gucken: Was braucht der Song? Und was kann er vertragen?“ Wendt und Claussen nicken unisono, „oft sind es“, sagt Wendt, „wie bei ’Kira Petersen’, der Fischfachverkäuferin, genau die Kontrapunkte, die funktionieren. Das urdeutsche Thema und die kubanische Salsa.“ Und dann, so Claussen, „erzähle ich dazu die Geschichte des Gabelrollmopses, der ursprünglich aus Costa Rica kommt.
Ein Märchen, klar!“